Unser Konzept - St. Josefshaus Förderverein

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tree of life
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Unser Konzept

Vor über 30 Jahren bildete sich in dem kleinen Städtchen Ettenheim ein Initiativkreis, der dafür eintrat, das alte St. Josefshaus im Herzen der Stadt in seiner sozialen Zweckbindung zu erhalten. Inzwischen ist aus dieser zunächst kleinen Initiative der St. Josefshaus Förderverein e.V. mit über 760 Mitgliedern entstanden, der mittlerweile mit dem St. Josefshaus, der Winterschule und dem Bürgerstift in 3 Häusern den Seniorinnen und Senioren sowie Menschen mit Behinderungen aus Ettenheim und den Ortsteilen Betreutes Wohnen mitten in der Innenstadt ermöglicht.
 
In der Regel bedeutet der Umzug in ein Heim für ältere Menschen die Aufgabe der meisten bisherigen Sozialbeziehungen. Das „sich nicht mehr dem täglichen Leben Stellen Müssen“ bewirkt oft ein schnelles Nachlassen der Spannkraft, des Interesses und des Lebenswillens. Der Wahrnehmungs- und Wirkungskreis verringert sich auf das unmittelbare Körperumfeld, und die eigenen Defizite und Krankheiten bestimmen von nun an das Leben.
 
Der St. Josefshaus Förderverein hat sich von Anfang an zum Ziel gesetzt, dass unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger ihr gewohntes Umfeld nicht aufgeben müssen, wenn sie sich alleine nicht mehr versorgen können oder pflegebedürftig werden. Sie sollen an allem teilnehmen dürfen, solange sie es können. Der Mensch sollte da alt werden und sterben dürfen, wo er gelebt hat. Das Alter und schließlich auch der Tod sind ein Teil des Lebens und sollten nicht abgetrennt werden. Wir sind für das selbstbestimmte Leben – konsequent!

Der Umzug in die Betreuten Wohnungen des St. Josefshaus Fördervereins setzt allerdings voraus, dass die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Entscheidung selbst treffen und zum Zeitpunkt des Einzuges zumindest noch weitestgehend in der Lage sind, ihr Leben selbst zu gestalten.
 
Wenn nach dem Einzug erkennbar ist, dass sie dazu nicht mehr in der Lage sind, bietet der St. Josefshaus Förderverein e.V. entsprechende Hilfe und Unterstützung an. Bei zunehmender Krankheit oder Pflegebedürftigkeit werden für die einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner alle notwendigen Dienste angeboten, ohne unsere Häuser verlassen zu müssen - und zwar bis zum Tod.
 
Die grundsätzliche Zielsetzung bedarf dort einer Prüfung zwischen Bewohner/Angehörigen und Pflegedienstleitung, wo der pflegerische Aufwand nicht mehr leistbar beziehungsweise mit seinen finanziellen Auswirkungen für die Bewohner nicht mehr vertretbar ist.
 
Insgesamt befinden sich im St. Josefshaus, der Winterschule und dem Bürgerstift 19 Wohnungen für Alleinstehende sowie 5 Wohnungen für Ehepaare. Außerdem gibt es noch 3 Wohngruppen für jeweils 3 Menschen mit Behinderungen. In allen drei Häusern gibt es öffentliche Räume. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser dürfen am Alltag anderer Leute teilnehmen.
 
Alle 3 Häuser verfügen über einen Aufzug, ein hauseigenes Notrufsystem und sämtliche Wohnungen sind selbstverständlich barrierefrei ausgestattet.
Von unseren Häusern sind alle Amt- und Dienststellen der Stadt zu Fuß zu erreichen, ebenso die meisten Geschäfte des täglichen Bedarfs sowie Apotheken und Arztpraxen. Bei Veranstaltungen wie Stadtfesten, Umzügen oder ähnlichen Veranstaltungen sind unsere Bewohner mitten im Geschehen.
 
Daran, wie eine Gemeinde mit ihren hilfsbedürftigen Menschen umgeht, erkennt man, ob sie im christlichen Sinne handelt. Die Mitglieder, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle, die sich den Zielen des St. Josefshaus Fördervereins e.V. verbunden fühlen, haben erkannt, wie wichtig es für ein Gemeinwesen ist, Verantwortung füreinander zu übernehmen.
 
Unser Verein trägt sich nur aus Beiträgen und Spenden sowie den Mieteinnahmen durch die Wohnungen und den Beiträgen für die Betreuung und Pflege, welche die Bewohnerinnen und Bewohner je nach Bedarf bezahlen. Er erhält keinerlei Zuschüsse von staatlicher Seite. Insofern ist er über jede Unterstützung, jede Mithilfe und jedes Mitglied sehr dankbar.

Wer engagiert sich in unserem Verein?
Dazu gehören zunächst die Mitglieder, die uns durch ihren Beitrag unterstützen. Außerdem der Vorstand und der Beirat, der ganz ehrenamtlich arbeitet. Inzwischen haben wir einen großen Mitarbeiterkreis – ehrenamtlich, geringfügig oder festangestellt – die sich in vielen verschiedenen Bereichen dafür einsetzen, jedem Bewohner ein individuelles und selbstbestimmtes Leben im Alter zu ermöglichen. Auch eine Stelle für ein FSJ bieten wir an.
 
Immer wieder haben wir auch Praktikanten von verschiedenen Schulen, die bei uns für sich wertvolle Einblicke in unser Projekt erhalten können.

Wie war es möglich ein solches Projekt zu realisieren, obwohl viele Fachleute der Meinung waren, dass eine solche Idee nicht umsetzbar ist?
Hierzu gibt es mehrere Gründe:
1. Sowohl das St. Josefhaus als auch die Winterschule liegen im innerstädtischen Sanierungsgebiet, d.h. für die Sanierung beider Häuser gab es aus dem Städtesanierungsprogramm erhebliche finanzielle Zuschüsse, welche die Grundlage der Gesamtfinanzierung darstellten.
2. Von Anfang an gab es einen Kreis von Frauen aus der Gemeinde, die sich in nebenamtlicher und ehrenamtlicher Weise in der Betreuung und in der Pflege der Bewohnerinnen und Bewohner engagierten.
3. Das St. Josefshaus war mit seiner sozialen Zweckbindung seit Generationen ein Begriff und wurde in seiner neuen Zielsetzung von der Bevölkerung sofort angenommen. Diese allgemeine positive Einstellung und das überzeugende Konzept bildeten die Grundlage für die Gewinnung ehren- und nebenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
4. Ganz außerordentlich ist nach wie vor auch das Spendenaufkommen über die Beiträge hinaus, sowohl von Firmen aus der Region als auch von Privatpersonen.
 
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen überwiegend aus Ettenheim und der näheren Umgebung. Alle Beschäftigten in der Pflege haben eine entsprechende Berufsausbildung oder haben sich entsprechend nachqualifiziert. Die Pflegedienstleitung sichert zusammen mit den Hausärzten den medizinischen Teil der Pflege.
Viele unserer Mitarbeiter engagieren sich über ihre Dienste hinaus auch noch ehrenamtlich für unsere Bewohner, denn durch den persönlichen Kontakt über Jahre hinweg fühlt man sich fast wie in einer großen Familie.
 
Die Arbeitszeit und der -umfang sind für die einzelnen Mitarbeiterkreise nicht zwingend festgelegt. Sie werden bestimmt von dem Gesundheitszustand der Bewohnerinnen und Bewohnern. Voraussetzung hierfür ist die Bereitschaft der einzelnen Mitarbeiterkreise, ein bestimmtes Zeitbudget zur Verfügung zu stellen. Geht es allen Bewohnerinnen und Bewohnern gut oder verstirbt eine schwer pflegebedürftige Person, so haben alle manchmal von einem Tag auf den anderen weniger zu tun. Ist jedoch jemand plötzlich schwer erkrankt, erfordert dies von einer Stunde zur anderen viel mehr Pflege. Das bedingt ein Höchstmaß an Flexibilität und Absprachen bei gleichzeitiger Verlässlichkeit.
 
Der Dienstplan wird gemeinsam alle 3-4 Wochen erstellt. Änderungen werden in Absprache untereinander direkt vorgenommen.
 
Die Verwaltungsaufgaben und Abrechnungen mit den Krankenkassen obliegt den Angestellten im Büro in der Winterschule.

Wie sieht das Betreute Wohnen für die Bewohner aus?
Für die meisten Interessenten ist es nicht leicht ihre Wohnung oder ihr Haus aufzugeben. Wichtig ist aber vor allem, dass sie nicht zu spät in das Betreute Wohnen umziehen, damit sie noch „anwachsen“ können, um kommende schwierigere Situationen wie Krankheit, Pflege oder zunehmende Demenz besser auffangen zu können.
 
Die Bewohnerinnen und Bewohner zahlen zunächst nur ihre Miete (6,10 € bzw. 6,80 €/qm) mit den üblichen Nebenkosten. Für alle kommt mit dem Bezug der Wohnung eine Pauschale für das Notrufsystem rund um die Uhr (50 €) und den Freiwilligendienst (60 €) hinzu. Durch das Notrufsystem kann innerhalb weniger Minuten Tag und Nacht Hilfe herbeigeholt werden. Die Mitarbeiterinnen, die sich um die Pflege kümmern, haben Rufbereitschaft und wissen im Ernstfall Bescheid über Vorerkrankungen und Medikamente, was eine schnelle und wirkungsvolle Hilfe ermöglicht. Durch die Pauschale für den Freiwilligendienst können verschiedene kleinere Dienstleistungen wie Begleitung oder Einkauf und Hausmeistertätigkeiten in Anspruch genommen werden.
 
Medizinisch können alle weiterhin von ihrem Hausarzt, bzw. ihrer Hausärztin betreut werden. Diese treffen auch alle medizinischen Entscheidungen und ordnen die Behandlung an, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege zum Wohle der Bewohnerinnen und Bewohner umgesetzt werden.
 
Darüber hinaus werden nach Bedarf alle weiteren Dienstleistungen bis zu Vollpflege organisiert. Bei verordneten Maßnahmen wie Medikamentengabe rechnen wir direkt mit den Krankenkassen ab. Die sogenannte häusliche Pflege rechnen wir ganz individuell nach der verbrauchten Zeit mit den einzelnen Bewohnern ab.
 
Wenn ein Bewohner einen Pflegegrad erhält, bekommt er von den Pflegekassen das Pflegegeld direkt ausgezahlt und kann mit diesem Geld die Rechnung, die wir am Ende des Monats stellen, gut bezahlen.

Stand April 2020
 
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